Ironman Barcelona

Mein Athlet Ricky aus Hamburg ging am letzten Wochenende bei seine zweiten Ironman-Langdistanz in Barcelona an den Start. Nachdem er im letzten Jahr seinen ersten Ironman in Hamburg in 10:13:26h gefinished hat und schon einmal in Richtung der 10h-Marke schauen konnte, setzte sich in seinem Kopf fest die Marke beim nächsten Versuch zu durchbrechen. Mit der ersten Halbdistanz in Ferropolis standen die Anzeichen mit 4:27:23h gut trotz etwas kurzem Laufen (18k), doch der OstseeMan sorgte für einen Dämpfer im Selbstbewusstsein. 5:00:23h über die Halbdistanz, wie sollten dann unter 10h auf der Langdistanz möglich sein?

Am Wettkampfmorgen ist das mehr ruhiger als in den Vortagen und mit 1:08h startet Ricky sehr solide in den Wettkampf. Der flache etwas windige Radkurs kommt ihm entgegen und er kann das Radfahren in 4:54:58h abschließen. Nun die Zitterdisziplin des Marathons: wir hatten im Vorfeld vereinbart nicht schneller als 4:55min/km anzugehen, um ein Überpacen zu vermeiden. Denn einmal zu schnell kann auch ganz schnell am Ende bedeuten, dass man gehen muss. Vor dem Ticker verfolge ich gespannt, wie die ersten zwischen Zeiten von 4:43min/km und 4:40min/km hereinkommen und hoffe, dass es entweder ein mega guter Tag für Ricky ist oder das Tempo etwas lockerer wird. Die nächsten Zwischenzeiten sollten mich aber beruhigen, da sich Ricky knapp unter 5min/km eingefunden hatte. Das wurde zwar gegen Ende des Wettkampfs etwas langsamer, sollte aber in eine Gesamtpace von 5:11min/km resultieren und schaffte große Erlösung! You are an Ironman! Marathon in 3:37:38h und Ironman in 9:50:29h.

Der Wettkampfvortag
Ricky auf dem Rad

Ein paar kleine Einblicke in Wettkampf, Vorbereitung und sportliche Zukunft hier im Interview:

Anton: Im Hinblick auf die Langdistanz hast du oft daran gezweifelt die Sub 10 zu durchbrechen, was hat dich verunsichert?

Ricky: Als erstes natürlich das Halbdistanzergebnis mit 5:00:23h als ich das anvisierte Pacing nicht einmal über die halbe Distanz umsetzen konnte. Und dann noch die Laufleistung, ich hab mich nie so richtig spritzig gefühlt gegen Ende der Vorbereitung und vor allem die Koppelläufe haben sich schwergängig angefühlt.

Anton: Das stimmt, mit der Halbdistanz standen die Anzeichen nicht so gut, doch die Trainingsleistungen vor allem auf dem Rad haben überzeugt und eine wichtige Qualität in Richtung des Wettkampfs war, dass du die Einheiten und Kilometer beim Laufen gesammelt hast, obwohl es manchmal schwer fiel und dass die ganze Saison ohne Verletzung gelaufen ist. Nach dem Radfahren dürfen sich die Beine auch mal schwer anfühlen.

Im Verlauf der Saison haben wir erst eine Halbdistanz vorbereitet und dann die Langdistanz. Wie verändert sich aus deiner Sicht das Training?

Die Koppeleinheiten waren viel knackiger für olympische und Halbdistanzen, auf der Langdistanz trainiert man entspannter. Viele sehr lange Einheiten. Aber auch das Mindset war anders, das vorher auch bei den Mitteldistanzen war Training unter Wettkampfbedingungen und immer auf das Großziel Ironman ausgerichtet.

Die Langdistanzvorbereitung ist zeitintensiv, wie bringst du Familie, Arbeit und Sport unter einen Hut? Gibt es Änderungen im Saisonverlauf?

Da ist viel Kommunikation und auch Kompromiss notwendig. Am Wochenende muss dann halt früh trainiert werden, damit danach noch Familienzeit drin ist und man muss praktisches Verbinden! Von den Auswärtsspielen meines Sohnes bin ich zum Beispiel immer mal nach Hause gelaufen und wenn die Kinder zum Training gebracht werden müssen kann man oft selbst auch vor Ort ein bisschen Training machen. Die letzte Phase vor dem Wettkampf mit mehr Volumen ist natürlich nochmal strapazierend, aber da habe ich das Gefühl, dass mir auch viel Rücksicht entgegen kommt.

Warum hast du dir Barcelona ausgesucht und wie unterscheidet sich die Vorbereitung im Vergleich Hamburg und Barcelona?

Ich wollte ein zweites Highlight nach Roth, aber da Roth für mich ausgefallen ist war es dann das einzige, das hat es aber auch in die Länge gezogen und das hat mich mental ganz schön gefordert. In der Vorbereitung haben wir gezielt ein bisschen Hitzetraining gemacht, da es in Barcelona ja durchaus auch noch warm sein kann.

Ricky gehts beim Laufen sichtlich noch gut
Die Triathlonmesse

Bei einer späten Langdistanz mit Familie im Hintergrund ist immer ein Thema wie der Sommerurlaub in die Planung passt. Wie habt ihr das gemacht?

Von vorn herein haben wir abgesprochen, dass es Trainingszeiten gibt und dann stand für mich morgens Training auf dem Plan und danach ganz normal Familie. Von meiner Seite her könnte das immer so Laufen, aber da muss ich mal meine Frau fragen…

Rickys Frau: Man kennt es von zu Hause, das Training immer eine Rolle spielt, das ist dann im Urlaub nicht anders. Man ist natürlich nicht so flexibel, aber man kann die Zeit im Urlaub trotzdem gut nutzen…

Nun zum Rennen: Wann im Rennen wusstest du, dass es sicher unter 10 werden?

Das wusste ich gar nicht so richtig, ich hab eigentlich erst bei km 38 geschnallt, dass es nur noch knapp über 20 Minuten sind. Da kann man ja gar nicht mehr geradeaus denken. Ich hab die Uhr dann auf die Uhrzeit gestellt und wusste nur, ich will vor 18 Uhr im Ziel sein.

Was war für dich der leichteste Moment im Rennen und was der schwerste?

Die letzten Kilometer beim Laufen waren auf jeden Fall das schwerste, sonst hat sich eigentlich alles gut angefühlt. Beim Schwimmen hab ich mich sehr gefreut, dass es so gut ging und so kurzweilig war. Die Bojen waren super regelmäßig, das hat nicht nur zu Orientierung geholfen, sondern auch zum Runterzählen. Außerdem war ich sehr froh, dass ich die Wellentäler gut einschätzen konnte, ein Mitkonkurrent ist davon sogar Seekrank geworden. Da hat es geholfen, dass ich die Tage davor immer im Wasser war.

Wie konntest du dich denn herauswinden, wenn es dir schlecht ging?

Auf dem Rad ging es mir nach 40km schon kurz etwas schlechter, da hat es geholfen zu verpflegen und mal 5 Watt rauszunehmen, ich bin einfach ruhig geblieben und hab weiter gemacht. Beim Laufen hab ich dann an alle Leute gedacht, die vorm Tracker sitzen, die sehen ja, wenn ich langsamer werde. Die waren zwar nicht wie in Hamburg an der Strecke, aber mental saßen sie mir trotzdem im Nacken. Jetzt hab ich auch im Nachhinein gehört, dass sogar noch mehr Leute zugeschaut haben, als ich dachte. Das motiviert fürs nächste Mal.

Was war dein Verpflegungsplan und wie lief die Umsetzung?

Der Plan war auf dem Rad etwa 90g Kohlenhydrate zu mir zu nehmen über Racecarb und Gel und beim Laufen alle 40min ein Gel. Ich hab auf dem Rad leider eine Flasche verloren, die war aber zum Glück nur noch halb voll. Mit meiner Flasche in der Wechselzone konnte ich aber sofort 50g nachschieben. Auf dem Lauf hab ich dann 3 Gels (120g) statt der geplanten 5 oder 6 gegessen, ich hab blöderweise schon vor 30km die erste Cola getrunken und dann ging kein Gel mehr rein. Zum Glück hat es trotzdem geklappt bis ins Ziel.

Und jetzt danach? Könntest du dir vorstellen auch 2 Langdistanzen im Jahr zu machen?

Das wollte ich ja dieses Jahr schon! Jetzt direkt nach dem Wettkampf würde ich sagen eine reicht, aber in 3 Wochen , sieht die Welt schon wieder anders aus.

Worauf freust du dich am meisten im Hinblick auf das Wintertraining?

Jetzt erstmal bin ich froh rauszunehmen, Offseason zu machen und mal einen Wein zu trinken und Zeit mit den Kindern verbringen. Und aufs Ausschlafen, aber am meisten auf die Familie, die musste jetzt einfach ein bisschen zurückstecken und jetzt bin ich froh das wieder zu durchbrechen.
im Winter freue mich, dass es nicht so lang wird im Training und ich vielleicht auch mal mehr aus Spaß wettkämpfen kann, wie zum Beispiel in der lokalen Winterlaufserie.

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